Mittwoch, 5. Januar 2011

FDP: Die Netten von morgen | Politik | ZEIT ONLINE


Daniel Bahr, Philipp Rösler und Christian Lindner sind die Zukunft der FDP – und wissen es auch. Sie haben aber ein Handicap: Sie wollen Westerwelle nicht stürzen.
Zwei FDP-Jungpolitiker und ihr Parteivorsitzender: Guido Westerwelle (l.), Generalsekretär Christian Lindner (r.) und Gesundheitsminister Philipp Rösler
Zwei FDP-Jungpolitiker und ihr Parteivorsitzender: Guido Westerwelle (l.), Generalsekretär Christian Lindner (r.) und Gesundheitsminister Philipp Rösler
In den politisch so ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr stand ihr Telefon kaum still, nicht in Hannover, nicht in Berlin und auch nicht auf Fuerteventura. Sie feilten an Formulierungen, sie bezogen andere aus ihrer Generation ein, und sie diskutierten über den Titel. »Wir werden gebraucht« klang missverständlich, zu sehr nach eigenen Ansprüchen. Und so heißt der Appell, mit dem die drei pünktlich zum Dreikönigstreffen das politische Jahr der FDP einläuten, trotzig-entschieden: Jetzt erst recht. Gemeint ist allerdings: Jetzt bitte nicht, bitte keinen Führungswechsel. Guido Westerwelle soll bleiben. Noch. »Personaldebatten lenken von der eigentlichen Aufgabe ab«, heißt es in dem Appell. »Sie gefährden den gesamten Erneuerungsprozess.« Das zweiseitige Papier soll nach Aufbruch klingen, aber es ist ein Dokument des Zauderns, verfasst von drei Männern, die bewusst auf Zeit spielen.
Philipp Rösler, Daniel Bahr, Christian Lindner. Der Sympathische, der Taktiker, der Intellektuelle. Der Erste, Vater von Zwillingen im Kleinkindalter, spricht schon jetzt von seinem Leben nach der Politik – wenn er 45 ist. Der Zweite baut sich gerade eine Machtbasis auf, mit der er Parteitage lenken kann. Und der Dritte möchte mit einem Grundsatzprogramm aus seiner Feder bald die Großdenker im Land beeindrucken. Alle drei sind Exponenten jener Generation unter 40, die in der FDP heute schon so einflussreich ist wie in keiner anderen Partei. Fast ein Drittel der 93 Abgeordneten in der Bundestagsfraktion gehört dazu.
Vor Kurzem noch galten die drei als Versprechen auf die Zukunft der Partei. Schon heute läuft keine Entscheidung in der FDP ohne sie. Lindner – am 7. Januar wird er 32 – ist Generalsekretär, der 34-jährige Bahr der Chef des mächtigsten Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, der 37-jährige Rösler leitet das wohl schwierigste Ressort im Bundeskabinett, das Gesundheitsministerium. Sollten die vier Landtagswahlen im Frühjahr mit jenem Fiasko enden, das alle Umfragen vorhersagen, wird Westerwelle nicht mehr lange FDP-Chef bleiben. Von den Jungen wird dann abhängen, ob der Notvorsitzende Rainer Brüderle folgt – oder ein echter Neuanfang.
Sie werden gebraucht.
Sie sind professionell – das heißt auch: Produkte des Politikbetriebs
Was verbindet die drei? Alle verfügen für ihr Alter über erstaunliche politische Erfahrung. Rösler war bereits FDP-Fraktionsvorsitzender, Landeschef und Wirtschaftsminister in Niedersachsen. Lindner fiel nicht vom Hörsaal, sondern fast noch von der Schulbank in den Plenarsaal. Als 21-Jähriger zog er in den NRW-Landtag ein, bekam den Spitznamen »Bambi« verpasst und stieg 2004 zum Generalsekretär der Landes-FDP auf. Und Bahr gehört zu den Veteranen seiner Fraktion, ist Bundestagsabgeordneter in der dritten Legislaturperiode. Die drei sind jung – und Vollprofis. Sie wissen, dass man schlechte Nachrichten in turbulenten Zeiten platziert und unpopuläre Gesundheitsgesetze während einer Fußball-WM. Dass man rechtzeitig Netzwerke knüpft und dass es nicht nur guttut, sondern auch gut ankommt, wenn man Politik nicht als alleinigen Lebensinhalt beschreibt.
Die Professionalität ist aber auch ein Manko. Rösler, Lindner und Bahr sind Produkte des Politikbetriebes. Zwei Jahre als Truppenarzt in Hannover (Rösler), ein in Konkurs gegangenes IT-Unternehmen (Lindner) und ein wenig Berufserfahrung bei der Dresdner Bank (Bahr) reichen kaum aus, um jungen Gesichtszügen Lebensdichte zu verleihen. Während die FDP früher einmal eine Partei beruflich etablierter und damit unabhängiger Einzelkämpfer war, wiederholt sich nun ein Karrieremuster, das bereits einen anderen jungen Vollprofi der FDP ganz nach oben führte: Guido Westerwelle.
Die drei kennen das Manko und grenzen sich deutlich vom Vorsitzenden ab. Sie sind ruhige Analytiker, haben eine unaufgeregte Sicht der Dinge, das Aggressive, Konfrontativ-Überschäumende Westerwelles ist ihnen fremd. Und sie haben eine klare Vorstellung davon, was sich ändern muss: Eine andere »Tonalität« sei nötig, der Führungsanspruch der FDP müsse mit »Empathie« untermauert werden, hieß es schon in einer von Rösler und Lindner herausgegebenen Textsammlung. Entscheidend für den Erfolg von Parteien sind Personen, sagt Rösler heute. Sie müssten »authentisch, kompetent und sympathisch« sein.
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